Vom Kühemelken zum Greenkeeping
DGC Passau Rassbach
Rassbach 8, 94136 Thyrnau, Deutschland
info@golf-passau.de, Tel.: 0049 8501 91313
DGC Passau Rassbach
Rassbach 8, 94136 Thyrnau, Deutschland
info@golf-passau.de, Tel.: 0049 8501 91313
War da nicht ein Quietschen der Reifen, als Opa und Enkel Anetseder forsch mit dem Cart um die Kurve fuhren? Wer glaubt, die beiden eilten von Loch zu Loch, auf, zu einer schnellen Golfrunde, der hat nicht genau hingesehen – im Gepäckfach stehen nämlich gar keine Golfbags. Den beiden geht es viel mehr ums Wohl der Fische. Gerade waren sie am Teich, haben dort nach dem Rechten gesehen und die Forellen gefüttert. Leonhard Anetseder und Johannes, lassen sich den Wind um die Nase wehen und genießen, was im Golfclub Rassbach so einzigartig ist: Sie genießen den wunderbaren Umstand, die Anlage als Familie zu betreiben. So sitzt die dritte Generation neben der ersten im Cart. Währenddessen macht es sich Johannes’ Vater, also die zweite Generation, auf der Restaurantterrasse bequem und erzählt, wie es zum Donau-Golf-Club Passau-Raßbach kam. Eine ungewöhnliche Geschichte.
Einst durften hier auf dem Gelände 50 Kühe grasen. „Die habe ich, damals war ich noch ein Kind, zweimal am Tag gemolken“, sagt Leonhard Anetseder, der neben dem Vornamen auch den Nachnamen des Vaters trägt. Später hat er sich zum Landwirt ausbilden lassen, um professionell ins Gehöft der Eltern einsteigen zu können. Doch irgendwann hatten die Anetseders genug vom bäuerlichen Dasein, genug vom ständigen Braun der abgeernteten Mais- und Getreidefelder. Ein leuchtendes Grünland mit Tiergehege anzulegen, das war die erste Idee, wurde aber schnell vom Gedanken an einen Golfplatz verdrängt – mehr Grün ginge nicht. Das Problem aber war, so Anetseder junior: „Wir hatten von Golf überhaupt keine Ahnung.“
Heute sitzt er zufrieden im Club-Restaurant und blickt über das Tal, den 65-Hektar großen Golfclub, der 1989 als 18-Loch-Anlage seinen Betrieb aufnahm. „Wir sind damals zu anderen Plätzen gefahren, um uns zu informieren.“ Das war 1985. Beim Deutschen Golfverband bestellten Vater und Sohn Literatur, machten sich schlau in Sachen Umwandlung landwirtschaftlicher Nutzflächen. „Auch ein Seminar zum Golfplatzbau haben wir belegt.“ Die Voraussetzungen schienen günstig, die Fläche war ja vorhanden, gehörte den Anetseders obendrein schon. Hinzu kam die Nähe zu Passau. Es könnte also den einen oder anderen Golf spielenden Touristen aus der Dreiflüssestadt nach Raßbach spülen, so die Annahme. Dann ging es los. 1986 reicht Anetseder senior, damals Bürgermeister, das Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Niederbayern ein. 36 Fachstellen mussten ihren Haken darunter setzen, etwa die Umweltbehörde, der Jagdschutzverband, der Bauernverband, der Vogelschutzverband. Der leitende Regierungsdirektor in Landshut sagte: „Lassen Sie besser die Finger davon.“ Das allerdings taten sie nicht.
„Wir konnten sogar die eigenen Maschinen einbringen.“ Und von der Landschaftspflege verstand man natürlich viel, etwa worauf bei Drainagen zu achten ist. Leonhard Anetseder beugt sich über das Restaurantgeländer und schüttelt den Kopf, als könne er immer noch nicht glauben, mit welcher Unbekümmertheit man das Lebensprojekt damals angegangen ist. Gefordert sei er bis heute. „Wenn man da rausschaut, dann sieht man immer Arbeit, die zu tun ist.“ Zeit zum Golfspielen bleibe da nicht viel „zweimal im Monat vielleicht“. Urlaub? Mal im November, mal im Frühjahr, „acht bis zehn Tage, mehr geht nicht“.
1987 hat er die Platzreife gemacht – in eben dem Jahr, in dem als Vorläufer die Neun-Loch-Anlage, eröffnet wurde. Viel Prominenz fand sich seither ein: Franz „Bulle“ Roth, Sepp Meier, Evi Mittermaier, Elmar Wepper, Dieter Hoeneß. Der elterliche Hof, der „Hoama Hof“, steht noch, ist heute der Betriebshof der Golfanlage, von Loch zehn aus zu sehen.
Geschichte allenthalben, sichtbar auch im Treppenabgang zum Clubsekretariat. Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden erzählen von den Anetseders. Aus einer Zeit, als Traktoren statt Carts über das Areal ratterten, und als zählbare Gäste zum „Urlaub auf dem Bauernhof“ kamen. Heute hat der Club rund 650 Mitglieder und ein kleines Hotel mit 19 Zimmern und 40 Betten.
Bis vor Kurzem hat Anetseder junior im Golfclub gewohnt, jetzt ist er ins gegenüber liegende Kellberg gezogen. Hier wie dort hat er freien Blick auf seine Anlage; den brauche er auch. „Wenn man da sein ganzes Leben reingesteckt hat, dann ist man hier schon verankert.“ Der Anblick ist heute natürlich ein ganz anderer. Holprige Felder wichen feinen Fairways, statt Zäunen sprossen Entfernungs- und Auspfähle aus dem Boden. Vieles hat sich verändert, auch der Golfsport – und der müsse es weiter tun, sagt Anetseder. „Die Clubs müssen vom hohen Ross runter, die Aufnahmegebühren reduzieren.“ Er, der schon als Kind hier jeden Grashalm kannte und, wenig verwunderlich, heute auch der Headgreenkeeper des Clubs ist, weiß, wovon er spricht. Er hat das Geschäft nun wirklich von der Pike auf gelernt. Er denkt in die Breite. So bietet das Hotel auch ein wenig Wellness an. Und war da nicht gerade wieder das Quietschen der Reifen?
von Dr. Stefan Brunner
Möchten Sie mehr erfahren?
Quellangaben: Dr. Stefan Brunner